Samstag, 10. Januar 2015

Kein Staubsauger

Manchmal nimmt einem das Leben ja Entscheidungen ab, das hat auch was Gutes. Zum Beispiel haben wir seit einer Weile überlegt, ob wir nun dringender den Staubsauger ersetzen müssen, der es eigentlich noch tut, aber nicht gut, oder den Fernseher, historische Röhre, aber das hat ja dann auch möbeltechnisch Folgen.

Heute Morgen (ja, die Kurzen dürfen am Wochenende früh fernsehen) ging das olle Ding einfach nicht mehr an. Im Internet hatte ich schon zwei Modelle ausgeguckt, die in Frage kämen, mein Mann wollte den Wocheneinkauf mit einem "mal gucken" im Elektrohandel verbinden. Das geht ja nun ohne mich nicht, da will ich mitmischen, also Supermarktgroßeinkauf mit beiden Jungs. Machen wir nicht mehr.

Highlight war definitiv die episch eingepinkelte Hose vom Wummel (Ich habe keine Ahnung? Warum sagt er denn nichts? Vermutlich hatte er die Befürchtung, dass er, wenn er erstmal auf Toilette ist, nicht mehr zum Autoregal zurück dürfe.) Während der Mann sich mit dem Löwenherz an der Kasse anstellte, zog ich mit tief beschämtem Wummel in einen Laden mit beeindruckend geschmacklosen Kinderklamotten und kleidete ihn neu ein. Er besitzt jetzt eine Jeans mit ästhetisch fragwürdigem Aufdruck.

Ein Dreijähriger entfleucht inmitten gigantischer, gebogener Fernsehgeräte übrigens in Sekundenbruchteilen, das macht Blutdruck. Die Verfolgung nahm ich nach Gehör auf (erinnern sie mich daran, dem Kind ein Gewinde für einen Wimpel auf dem Kopf zu installieren), fand ihn aber nur durch Zufall: Er kreuzte meinen Weg bei den Spülmaschinen, in voller Geschwindigkeit, laut lachend und mit einem Reisewecker in jeder Hand.

Einen Fernseher haben wir trotzdem gefunden. Er ist nur einen Fatz größer als der Alte, kann aber in's Internet. Wie das Bild ist und wie das geht, kann ich erst beurteilen, wenn der Mann endlich alle Knöpfe und Einstellmöglichkeiten durchprobiert hat, bisher sehe ich nämlich nur Fenster.

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Happy Birthday, Löwenherz!

Jetzt bist du drei. Wirklich kein Baby mehr, aber meins nach wie vor.

Du hast viel mitgemacht dieses Jahr und uns alle erstaunt. Du hast nach zwei Operationen und zwei Herzkathetern mühsam wieder laufen gelernt, dich wochenlang fettfrei ernährt und wirst jeden Tag in den Finger gepiekt.

Du wurdest in der Krippe wieder eingewöhnt, hast in den Kindergarten gewechselt. Puzzle ab drei Jahren sind dir zu popelig, du stehst auf alles, was fährt und singst lauthals und zum Steinerweichen schief, dafür mit Verve. Du bist ein Tierflüsterer; die scheuste Ziege im Wildpark legt sich garantiert auf deinen Schoß.

Du kannst mit deinen Augen den Mittelfinger zeigen. Du bist entschlossen bis zur Verbissenheit, hast einen Dickschädel, gegen den man kaum ankommt und weißt du was? Ich finde das gut. Ohne deine Willensstärke wärst du nicht so weit gekommen; die wirklich wichtigen Dinge muss man alleine schaffen. Ich hätte dir diese Erfahrung gern erspart, aber du musstest dich dieses Jahr mal wieder durchbeissen; man kann dir nicht verübeln, dass du diese Fähigkeit hast.

Für dein nächstes Lebensjahr wünsche ich dir die Abwesenheit unerfreulicher Zwischenfälle. Und einen Freibadbesuch.

Jahresrückblick 2014

Nachdem ich den Fragebogen vom letzten Jahr im Sommer in den Entwürfen gefunden habe, veröffentliche ich ihn heute auch. Nehme ich an.

Zugenommen oder abgenommen? 
Abgenommen! 13 kg, der Elternzeit-Bequemlichkeitsspeck ist weg.

Haare länger oder kürzer? 
Kürzer und wieder wachsend, nachdem die hiesige Dorffriseurin zu enthusiastisch Hand angelegt hat. 2015 geh ich wieder zu einem vernünftigen Friseur.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Da sollte ich tatsächlich mal schauen lassen, aber danach hätte ich vermutlich eine Brille. Ich weiß ja nicht.

Mehr Geld oder weniger?

Mehr! Nicht viel, aber endlich wieder selbst verdient.

Mehr ausgegeben oder weniger? 
Mehr. Geht ja jetzt.

Der hirnrissigste Plan?
In ein Flugzeug zu steigen.

Die gefährlichste Unternehmung?
In ein Flugzeug zu steigen. Von wegen, das ist wie Zugfahren.

Die teuerste Anschaffung?

Ich vermute, das war die neue Kaffeemaschine. Alternativlos, wenn die alte stirbt.

Das leckerste Essen? 

Der einzige Restaurantbesuch ohne Kinder, den wir dieses Jahr hinbekommen haben. Der war aber richtig schick.

Das beeindruckenste Buch? 
John Niven- Gott bewahre. Dieses Buch hat tatsächlich mehr für mein Weltbild getan als 13 Jahre Religionsunterricht.

Der ergreifendste Film? 

Say anything. Fürchte ich. 

Die beste CD?
Marcus Wiebusch- Konfetti

Das schönste Konzert?
Marcus Wiebusch in Karlsruhe. Nicht wegen dem Gespräch nach dem Konzert (okay, das war auch ziemlich nett), sondern weil er "Was hätten wir denn tun sollen" gespielt hat, ein Lied, bei dem ich davon ausgehen musste, es nie live zu hören.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Meinen Kindern. Und so schön das auch war, ich freue mich, daß sich das nächstes Jahr Richtung "Arbeitskollegen" verschiebt.

Die schönste Zeit verbracht mit…?

Freunden. Nachdem ich mich die letzten Jahre in meinem Hausfrauenkosmos verloren habe (man rutscht da so rein), bin ich jetzt wieder präsenter. Und ich verkünde mit Stolz, dass sie geduldig gewartet haben. Großartige Leute kenne ich.

Vorherrschendes Gefühl 2014? 

Was denn noch?

2014 zum ersten Mal getan?
  

Geflogen. 

2014 nach langer Zeit wieder getan?

Klamotten gekauft und mich drin wohlgefühlt.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? 
 

Der fünfwöchige Krankenhausaufenthalt mit dem Löwenherz.
Die Trennung von zwei wirklich guten Freunden.
Das in Amsterdam zerstörte Handy.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
  

Dass ich wieder arbeiten gehen will.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe? 

Dem Geschrei nach zu urteilen das Casper-Konzert mit meiner Tochter. 

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? 
Definitiv mein Weihnachtsgeschenk! Nicht wegen der Kohle, sondern dem Symbolwert. Ich wurde  zu einer Hochzeit in der Karibik eingeladen. Ohne Mann, ohne Kinder. Und nach diversen Diskussionen bekam ich einen Gutschein über den Flug geschenkt. Sticht den gewünschten Staubsauger sowas von aus!

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

Das Medikament schlägt an.

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe? 

Ohne Sie hätte ich's nicht geschafft.

2014 war mit 1 Wort…?

Viel.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Geschenkeleaks

Dass das irgendwann passieren musste, war mir klar, allerdings habe ich mich in der Besetzung geirrt. Miss E. hat die Weihnachtsgeschenke gesucht und gefunden, so wurde mir das von der Kronprinzessin zugetragen. Ich habe noch nicht mal den "Wir petzen nicht"-Vortrag gehalten, so enttäuscht war ich. Enttäuscht, weil sie die ganze Überraschung kaputtgemacht hat, in Sorge, ob sie den Kleinen erzählt, was sie bekommen werden.

Das ist jetzt ein paar Tage her und ich habe mich sortiert. Ursprünglich war der Gedanke, die Sachen alle zurückzuschicken und ihr was Anderes zu bestellen, dann hätte ich wenigstens ein überraschtes Gesicht gesehen. Wahlweise garniert mit einem pädagogisch wertvollen Vortrag, der im Zweifel aber mir mehr das Fest verhunzt als ihr.

Als ich so rumüberlegt habe, ist mir eingefallen, wie ich mal mein Weihnachtsgeschenk gesucht habe und unter dem Bett meines Schwester gefunden habe. Das war damals ein Alf-Buch und ich hab mich wahnsinnig gefreut (ich war großer, großer Fan), konnte meine Freude nicht teilen und musste an Heiligabend Überraschung heucheln. War alles doof und hat mich kuriert, ich hab nie wieder gesucht.

Sie kriegt die Sachen jetzt. Sie wird nicht überrascht sein, es doof finden, vielleicht nutzt es ja was. Den Geschwistern hat sie die Geschenke wohl nicht verraten, da wäre ich tatsächlich sauer geworden. Die Kronprinzessin ist diesmal mit der Petzerei durchgekommen, da muss ich jetzt auch nicht mehr mit anfangen. Und die Verstecksituation wird ab sofort geändert.

Montag, 15. Dezember 2014

Der letzte seiner Art, Part II

Das Löwenherz hat sein eigenes Tempo. Gebetsmühlenartig in den letzten knapp drei Jahren wiederholt, stimmt es wieder, diesmal allerdings in die andere Richtung. Die ohnehin schon verkürzte Umgewöhnung in die Kindergartengruppe wurde kurzfristig beschleunigt, weil keiner einen Grund gesehen hat, ein fertig umgewöhntes Kind noch eine Woche in der Krippe zu halten, nur weil es auf einem Zettel steht. Ich mag sowas. Ohnehin bin ich großer Fan der Einrichtung, nicht zuletzt, weil sie mein Nicht-Regelkind in einer RegelKiTa beim großen Bruder aufgenommen haben, mit all dem Aufwand und dem bestmöglichen Ergebnis für mein Kind (Gut, als ich heute morgen kurz nach sechs achtzehn Frischkäsesandwiches in Elefanten- und Pandaform ausgestochen habe, war meine Begeisterung mehr so innerlich, aber generell bin ich ziemlich angetan.). Wo sie beim Aufnahmegespräch noch große Augen machten, gehen sie inzwischen total selbstverständlich mit ihm um.

Die unsachlich nassen Augen habe ich gestern, als ich die Abschiedsgeschenke für Erzieherinnen und Kinde reingepackt habe, abgearbeitet; heute fand ich mich sehr vernünftig. Kein Krippenkind mehr zu haben, fühlt sich noch etwas eigenartiger an, wenn man sicher weiß, dass kein Kind mehr da ist, das eins werden wird. Kümmere ich mich zukünftig eben um die Verlängerung meiner Sätze. Ist ja auch was.




Sonntag, 23. November 2014

Kinder-, Möbel und Terminerücken

Dieses Wochenende, das btw extrem entspannt war, haben wir uns mal drangesetzt, das kommende Wochenende zu planen.
So viel ist nicht zu tun, dachte ich, ist ja fast alles wie immer, dachte der Hase.

Spannend wurde es erst, als der Hase nach einem Flug gesucht hat, der ist nämlich übernächste Woche auf Geschäftsreise in den USA und der einzige brauchbare Flug Samstag saufrüh geht. Eigentlich kein Thema, ich muss nur im Laufe des Wochenendes ein neues Sofa abholen (und mich hierzu mit dem Fahrer und dem Verkäufer abstimmen) und Samstagabend bei meinem Vater Geburtstag feiern. Letzteres ist mit vier Kindern im ÖPNV eher anstrengend, aber machbar. Ab da wurde es abenteuerlich, die Mädchen sind nämlich dieses Wochenende nicht da, die Jungs alleine lassen und ein Sofa abholen ist keine Option.

Wir haben es immer noch nicht stramm, aber folgendes passiert: Das Sofa wird Freitagnachmittag direkt nach Feierabend geholt (note to self: Dem Noch-Sofabesitzer das auch mitteilen), meine Mutter holt das Löwenherz aus der KiTa, bleibt ein Weilchen bei uns und nimmt den Wicht dann mit zu sich, damit wir fröhliches Möbelrücken spielen können. Samstagmorgen wandert der Wummel zu den Schwiegereltern, damit ich keinen Fünfjährigen spätabends über eine Stunde rumgurken muss (mit Einschlafen und Umsteigen und Heimlaufen ist das echt kein Spaß, für beide nicht).
Das wird noch durchdacht und abgeklopft werden müssen, aber wenn ich das richtig sehe, sitze ich am Samstag ganz alleine ohne Anhang auf einer Geburtstagsfeier. Ist ja nicht das schlechteste Ergebnis.


Donnerstag, 6. November 2014

Frau Kollegin

Das Thema ist noch nicht durch, sie müssen da wohl noch mehrfach drüber lesen.
Ich finde arbeiten wirklich, wirklich ausgesprochen toll. Da gibt es Kollegen, zum Beispiel den, den ich vor der Elternzeit schon furchtbar gerne mochte, der beim Betreten des Büros "Hallo, Frau Kollegin" ruft und ich ganz gerührt bin, denn er meint ja mich. Und es gibt Besprechungen, an denen ich teilnehme und Dinge notiere und vereinbare. Und Mittagspausen, in denen man zusammensitzt und ißt und spricht. Und ich genieße es in vollen Zügen.

Ja, es ist anstrengend, aber wer direkt vom Büro zur Elternbeiratssitzung fährt und danach zuhause zwei Kuchen bäckt (Einstandsfeier, morgen), hat eben auch entweder ein Motivations- oder ein Organisationsproblem. Oder ist das Pensum noch nicht gewöhnt, das vermute ich ja.

Morgen also Einstandsfeier und auf das, was danach kommt, freue ich mich viel mehr als vorher: Das Wochenende.